Eine neue LP-Mentalität : kein stiller Partner mehr

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In den vergangenen 18 Monaten hat sich die Herangehensweise vieler Limited Partner (LPs) bezüglich ihrer Investitionen deutlich verändert. Sie geben sich nicht mehr mit der Rolle als passive Investoren, die lediglich im Hintergrund auf ihre Rendite warten, zufrieden. Vielmehr fordern sie von ihrem General Partner (GP) stärkere Transparenz und zunehmend mehr Mitsprache bei der Verwaltung der Investments.

Steigende Nachfrage nach ESG- und DEI-Kennzahlen

LPs nehmen GPs nicht nur für ihre finanzielle Performance, sondern auch für die Einhaltung nicht-finanzieller Kriterien in die Pflicht. Insbesondere die Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Corporate Governance-Kriterien („ESG“: Environmental, Social, Governance) sowie Vielfalt, soziale Gerechtigkeit und Inklusion („DEI“: Diversity, Equity, Inclusion) wurden zur Priorität, was wiederum Einfluss auf die Durchführung von Transaktionen der GPs hat.

Anstatt eines „Tick-Box“-Ansatzes für ESG- und DEI-Initiativen zu akzeptieren, wollen LPs sicher sein, dass sie in Private-Equity-Firmen und deren Portfoliounternehmen investieren, welche diese Prinzipien auch tatsächlich in ihre Unternehmensstrategie integrieren. ESG ist nicht mehr nur ein „Nice to have“, bestätigt eine Studie von Bain & Co. Vielmehr wird es zu einem entscheidenden Aspekt bei der Gewinnung von Marktanteilen und der Bindung von Mitarbeitern sowie der Kapitalbeschaffung, nicht zuletzt da der Druck seitens der LPs, aber auch der Öffentlichkeit, zunimmt.

Die Covid-Krise hat das Tempo dieser Veränderungen noch zusätzlich beschleunigt. Eine Bain-Umfrage unter mehr als 12.000 Verbrauchern in den USA und der EU ergab, dass 44 % der Befragten zustimmen, dass Nachhaltigkeit im Zuge der globalen Pandemie als noch wichtiger angesehen wird. Dies spiegelt sich auch auf dem Private-Equity-Markt wieder: 94 % der Befragten der jüngsten BDO-Umfrage stimmen der Aussage zu, dass es für ihre LPs wichtig sei, ESG in die Investitionskriterien einzubeziehen.

DIE-Kriterien haben ähnlich stark an Bedeutung gewonnen, und vor diesem Hintergrund bildete sich ein Konsens über die Notwendigkeit von stärkerem Engagement. So wurde zum Beispiel Ende 2020 die Initiative „Diversity in Action“ der Institutional Limited Partners Association (ILPA) ins Leben gerufen, um gezielt LPs und GPs zusammenzubringen, die sich gemeinsam für die Förderung von DEI in der Private-Equity-Branche einsetzen. Die Unterzeichner – deren Anzahl von 46 bei der Gründung auf 133 im April dieses Jahres gestiegen ist – verpflichten sich, spezifische Maßnahmen hinsichtlich DEI zu ergreifen – mit einem Fokus auf Talent-Management, Investment-Management und das entsprechende Engagement in der Branche.

Nicht-finanzielle Kriterien sind Differenzierungsmerkmale

LPs identifizieren und verfolgen diese Kennzahlen mittlerweile nicht nur gezielter, sondern messen ihnen auch einen größeren Stellenwert bei ihren Investitionsentscheidungen bei. Die BDO-Studie ergab, dass LPs beim Ranking der Bedeutung bestimmter Faktoren das Kriterium „mehr ESG-Investment-Optionen“ (19 %) nur knapp hinter „Realisierung von Renditen“ (20 %) und „Co-Investment-Möglichkeiten“ (19,5 %) einordnen.

LPs schätzen effektive ESG- und DEI-Strategien als nachhaltig ein. Sie kennzeichnen „Quality-Unternehmen“, die durch Investitionen in das Humankapital und die Erzielung von Energieeffizienz langfristige, nachhaltige Werte schaffen. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, die potenziellen finanziellen und Reputationsrisiken zu vermeiden, welche Unternehmen ohne kohärente Strategien stärker treffen können. Diese Vorteile wiederum können einen verbesserten Zugang zu günstigem Kapital oder Fundraising-Möglichkeiten eröffnen.

Führende Private-Equity-Firmen bauen ESG- und DEI-Investments zu einem Differenzierungsmerkmal aus. Das verhilft in einem Markt, der noch nie so wettbewerbsintensiv war wie heute, zu einem deutlichen Vorsprung.

Europa ist führend

Bei der Beachtung von nicht-finanziellen Daten sind LPs in Europa eindeutig führend. Laut Bain & Co haben sich 80 % der 20 größten institutionellen Investoren in der EU entweder den Principles for Responsible Investment (PRI), der Net-Zero Asset Owner Alliance der UN oder der Task Force on Climate-related Financial Disclosures verpflichtet – im Gegensatz zu weniger als der Hälfte der 20 größten nordamerikanischen LPs (siehe Grafik unten).


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Die Verschärfung der Vorschriften in der EU ist einer der Haupttreiber für das verstärkte Engagement seitens europäischer Unternehmen. Die EU-Taxonomie, die darauf abzielt in nachhaltige Unternehmen zu investieren, indem sie einen Rahmen für die Beurteilung bietet, wird im Dezember 2021 in Kraft treten. Ab diesem Zeitpunkt müssen Vermögensverwalter in der EU ihren Anteil an taxonomiekonformen Vermögen, die sie verwalten, offenlegen. In Zukunft wird die Erhöhung dieses Anteils unweigerlich ein Differenzierungsmerkmal sein.

Obwohl die USA derzeit noch hinterherhinken, sieht es so aus, als würde dort der gleiche Weg eingeschlagen. Die Securities Exchange Commission kündigte im März an, dass sie an „umfassenden ESG-Offenlegungsregeln arbeitet, die darauf abzielen, die konsistenten, vergleichbaren und zuverlässigen Daten zu produzieren, die Investoren benötigen".

Digitalisierung des Investmentprozesses

Da LPs sich immer stärker auf alle Aspekte dieser Unterscheidungsmerkmale hinsichtlich der Wertschöpfung konzentrieren, ist der Bedarf an quantifizierbarer Bemessung gestiegen. Zahlreiche Firmen untersuchen, wie sie digitale Tools nutzen können, um eine Kombination aus traditionellen und nicht-traditionellen Daten im Investmentprozess auszuwerten. Die größten GPs haben bereits die Führung übernommen; dabei ist die Akzeptanz im Immobiliensektor besonders hoch ist, da Investoren dort Zugang zu größeren und genaueren Datensätzen haben.

Tools wie Dealsuite erleichtern es, alle relevanten Datenpunkte, einschließlich ESG und DEI, zu sammeln und zu analysieren, indem sie diejenigen herausfiltern, die für die jeweilige Branche oder das spezifische Geschäft von Bedeutung sind.

„LPs erwarten, dass GPs gut informiert sind und Entscheidungen auf der Grundlage eines vollständigen Marktüberblicks treffen", sagt Dealsuite-CEO Floyd Plettenberg. „Diejenigen, die frühzeitig im Prozess differenzieren können, indem sie genaue, zielgerichtete Daten nutzen, werden einen deutlichen Vorsprung vor allen anderen haben.”

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