ESG zahlt sich aus: das „Greenium” bei M&A nutzen

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M&A-Professionals erkennen zunehmend die Bedeutung von „Environmental, Social and Corporate Governance“-Kriterien (ESG) für die Wertschöpfung. Ein gezielter ESG-Ansatz kann zu einer höheren Bewertung während des M&A-Zykluses führen: von der Identifikation der besten Investment-Möglichkeiten bis zur Sicherung des optimalen Exit-Multiples. Eine starke ESG-Bilanz ist in der Regel gleichbedeutend mit einer Prämie.

In einer aktuellen weltweiten McKinsey-Umfrage gaben C-Level-Führungskräfte und Investment-Professionals an, dass sie bereit wären, eine Prämie von etwa zehn Prozent für die Akquisition eines Unternehmens zu bezahlen, welches eine überzeugende ESG-Bilanz vorweisen kann. Ein Viertel der Befragten schätzte den Wert starker ESG-Leistungen noch höher ein (20 bis 50 %). Und während die Mehrheit der Befragten (83 %) erwartete, dass ESG-Programme in fünf Jahren einen zunehmenden Beitrag zum Shareholder Value leisten werden, waren selbst diejenigen, die dies nicht annahmen, immer noch bereit, ab Tag Eins eine Prämie für ein besseres ESG-Leistung zu bezahlen.

Qualitätskontrolle

Es ist noch nicht endgültig erforscht, wie genau ESG-Kriterien und Unternehmenswert verknüpft sind, die Berücksichtigung eines „Greeniums“ bei den Preiserwartungen ist jedoch ein Indikator für die wahrgenommene höhere Qualität des jeweiligen Unternehmens. Ein starker ESG-Rahmen suggeriert ein robustes Risikomanagement, eine starke Mitarbeiter- und Kundenbindung und letztlich ein widerstandsfähiges, nachhaltiges Unternehmen. Vor dem Hintergrund der globalen Pandemie kommt der Widerstandsfähigkeit und Zukunftssicherheit eines Unternehmens ein wesentlich höherer Stellenwert zu denn je zuvor. In der Praxis können Unternehmen, welche ESG in ihrer gesamten Organisation umfassend verankern, auf unterschiedlichste Art und Weise finanzielle Vorteile erlangen, so beispielsweise:

  • Kosteneinsparungen: Zu den eher traditionell akzeptierten Vorteilen eines starken ESG-Ansatzes gehören niedrigere Energiekosten oder geringere Verpackungskosten.
  • Gesteigerte Produktivität: Wenn Werte und ein starker sozialer Zweck im Zentrum der Unternehmenskultur stehen, schafft dies Glaubwürdigkeit und ermöglicht es Unternehmen, die besten Mitarbeiter für sich zu gewinnen und zu halten.
  • Optimierung der Investitionen: Eine durchdachte Kapitalallokation, beispielsweise durch das Antizipieren langfristiger Umweltprobleme, kann die Anlageerträge erhöhen.
  • Verbesserte Compliance: Die Vermeidung potenzieller Verfehlungen bedeutet zugleich die Vermeidung der mit diesen verbundenen finanziellen Strafen und Durchsetzungsmaßnahmen. ESG-Kriterien können auch hinsichtlich staatlicher Förderungen und Subventionen relevant sein.

 

Darüber hinaus verbinden sich diese Vorteile im Laufe der Zeit miteinander – „Qualitäts“-Unternehmen weisen höhere Multiples auf, welche folglich die Aufmerksamkeit von Investoren nach sich ziehen. Das wiederum führt zu nachhaltig höheren Multiples.

Mehr als nur Governance

Bei der Analyse von ESG-Faktoren fügen Investment Manager eine zusätzliche Ebene der Risikoanalyse ein, welche dabei hilft, potenzielle Risiken und Gefahren in der Zukunft zu identifizieren. Und das umfasst nicht nur die Governance-Aspekte von ESG. Nachdem das „G” in „ESG” bislang am stärksten im Fokus stand, nehmen das „E” und das „S” nun einen ähnlichen Stellenwert ein. Nach der McKinsey-Studie hat sich in den letzten zehn Jahren ein Bewusstseinswandel vollzogen, der dazu geführt hat, dass der wahrgenommene langfristige Wert von Umwelt- und Sozial-Programmen mit dem Wert, welcher Governance-Programmen zugeschrieben wird, durchaus konkurrieren kann – oder diesen sogar noch übertrifft. Die größte Veränderung betrifft den wahrgenommenen Wert von Sozialprogrammen: 93 % der Befragten denken, dass diese langfristig einen positiven Beitrag zum Unternehmensergebnis leisten, im Vergleich zu 77 % im Jahr 2009.

Weitreichende Auswirkungen

In der Private-Equity-Branche erweist sich der Einfluss von ESG-Analysen als zunehmend breiter gefächert, wobei Investment Manager dessen Bedeutung in jeder Phase des Investitionszykluses zunehmend anerkennen. In einer aktuellen Umfrage der auf Nachhaltigkeit-spezialisierte Beratungsfirma ERM unter führenden Private-Equity-Firmen, stimmten 93 % der Befragten der Aussage zu, dass eine Fokussierung auf ESG gute Investmentmöglichkeiten schaffen werde. Die Hälfte aller Befragten sagte aus, dass ein starkes ESG-Rating ein positives Unterscheidungsmerkmal sei, um Investoren zu gewinnen. 70 % der Befragten erwarteten, dass ESG-Kriterien innerhalb von drei bis fünf Jahren ein fester Bestandteil der Sell-Side Due-Diligence sein werden. Die Befragten merkten ebenfalls an, dass effektive ESG-Programme den Wert während der Haltedauer maximierten und dass solide ESG-Angaben beim Verkauf einen positiven Beitrag zu den Exit-Multiples leisten.

Die Bemessung als Herausforderung

Die Erfüllung der Verpflichtungen, die sich aus diesem verstärkten Fokus auf ESG ergeben, bringt für M&A-Professionals immer noch viele Herausforderungen mit sich. ESG umfasst eine große Bandbreite – von Diversität und Beschäftigungspraktiken bis hin zu Datenschutz- und Datensicherheitsrichtlinien – und es gibt noch immer keinen allgemein-anerkannten Maßstab für den Vergleich von Unternehmensdaten. Laut des Marktforschungsunternehmens IHS Markit gibt es jedoch einige zentrale ESG-Kennzahlen, die von Private-Equity-Manager bewertet werden, darunter:

  • ESG-Richtlinien: Formelle ESG-Richtlinien stellen einen zentralen Ausgangspunkt dar. · Zuweisung von ESG-Verantwortung: Eine Verteilung der Verantwortung kann ein Hinweis auf die ESG-Integration innerhalb der Organisation sein.
  • Unternehmenskodex für Ethik: Ein offizieller Ethikkodex verdeutlicht, dass ein Unternehmen über die notwendigen Strukturen und Verfahren verfügt.
  • Prozessverfahren: Alle Rechtsstreitigkeiten, insbesondere solche in Zusammenhang mit ökologischen, sozialen und ethischen Fragen, müssen in der Regel offengelegt werden.
  • Diversity-Richtlinien: Vielfalt in der Belegschaft fördert ein breiteres Spektrum an Perspektiven in Entscheidungs- und Managementprozessen.
  • Strategie zu Umweltfragen: Eine Strategie zu Umweltfragen gibt Aufschluss über die Fähigkeit eines Managementteams, die Umweltkosten seiner Vermögenswerte, Produkte und Dienstleistungen zu überwachen und sich mit diesen auseinanderzusetzen.
  • Schätzung des CO2-Fußabdrucks: Die Fähigkeit, die direkten und indirekten Emissionen der Organisation abzuschätzen, verdeutlicht die Bemühungen des Managements, ihre Umweltstrategie durch quantifizierbare Metriken zu formalisieren.
  • Vorfälle im Bereich Daten- und Cybersicherheit: Das Management muss Transparenz in der Berichterstattung über Vorfälle und deren mögliche rechtliche Auswirkungen vorweisen.
  • Vorfälle im Bereich Gesundheits- und Sicherheitsschutz: Die Erfassung der Unfallrate zeigt, wie erfolgreich ein Unternehmen bei der Gewährleistung eines sicheren Arbeitsumfeldes für Mitarbeiter, Auftragnehmer und die Wertschöpfungskette im weiteren Sinne ist.

 

Das Sammeln dieser Daten zur Bewertung von Investitionsmöglichkeiten kann sich als mühsam erweisen. Dealsuite ermöglicht es M&A-Professionals, diese Daten in einem standardisierten, digitalen Rahmen zu bewerten. Es gibt die Möglichkeit, die für jedes Projekt und jede Phase des Projektes relevanten Metriken auszuwählen; so wird das Benchmarking deutlich unkomplizierter.

Das Marktdenken bezüglich ESG entwickelt sich schnell weiter, ebenso wie die Technologie, die es zu seiner Unterstützung benötigt. M&A-Professionals, die die neuesten ESG-Tools einsetzen, um eine effektive ESG-Perspektive in ihren Investmentansatz zu implementieren, werden dabei einen Vorteil im Wettbewerb behalten.

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